Widerstandskämpferin Maria Wachter feiert 100. Geburtstag

21.04.2010

Die Düsseldorfer Antifaschistin, Widerstandskämpferin und Kommunistin Maria Wachter feiert am 21. April ihren 100. Geburtstag.

In ihrem Geburtstagsschreiben an Maria Wachter erklären die Düsseldorfer LINKEN-Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht, der Landessprecher DIE LINKE.NRW Wolfgang Zimmermann, der Sprecher des Düsseldorfer Kreisverbandes der Partei DIE LINKE, Jasper Prigge, und der Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf Frank Laubenburg:

Liebe Maria,

wir gratulieren Dir ganz herzlich zu Deinem 100. Geburtstag und wünschen Dir alles Liebe und Gute. Wir möchten uns vor allem bei Dir bedanken, für alles, was Du in Deinem langen Leben getan und erreicht hast, im Kampf gegen Faschismus, Krieg und Imperialismus.

Du gehörtest zu jenen, die früh vor den drohenden Gefahren des Faschismus gewarnt haben. Schon 1932 hast Du vor dem Düsseldorfer Industrieclub gegen die dortige Hitler-Rede demonstriert und gewarnt „Hitler bedeutet Krieg!" Die im Industrieclub versammelten Unternehmer wussten das ebenfalls. Aber sie protestierten nicht, sondern spendeten große Summen an Hitler. Von ihm versprachen sie sich eine Zerschlagung der Arbeiterbewegung und einen Anstieg der Rüstungsproduktion. Damals wie heute war mit Kriegen Geld zu machen.

Du hast – auch nach der Machtübertragung an Hitler – gegen den Faschismus gekämpft, in vielen Funktionen und an vielen Orten. Als Mitglied einer illegalen Widerstandsgruppe erst in Bilk, dann als Instrukteurin bei der KPD-Abschnittsleitung West in Amsterdam.

Immer wieder bist Du – die längst steckbrieflich gesucht wurde – mit gefälschten Papieren aus den Niederlanden nach Deutschland gereist, um dort Antifaschistinnen und Antifaschisten mit Informationen zu versorgen und in ihrem Kampf zu unterstützen.

Ab 1939 warst Du selbst inhaftiert, in Paris, im Frauenstraflager Riecrous, dann in über 13 verschiedenen Haftanstalten und schließlich als Zwangsarbeiterin in Steinhagen. Deinen Mut und Kampfgeist hat man nicht brechen können. Als Zwangsarbeiterin hast Du aktive Sabotage an den Maschinen betrieben, die zur Rüstungsproduktion dienten.

Die Befreiung vom Faschismus hat auch in Dir die Hoffnung geweckt, ein besseres, friedlicheres und antikapitalistisches Deutschland aufbauen zu können. Doch schnell zeigte sich, dass es keinen wirklich umfassenden Neuanfang gab, dass sogar wieder alte Nazis einflussreiche Positionen bekamen, dass auch in der neuen Bundesrepublik Kommunistinnen und Kommunisten verfolgt und ihre Partei verboten wurde. Auch Du wurdest erneut inhaftiert und vor Gericht gestellt.

Bis heute ist das dunkle Kapitel der Kommunistenverfolgung in der Bundesrepublik nicht aufgearbeitet, hat eine Rehabilitation der Opfer nicht stattgefunden.

Von offizieller staatlicher Seite wurde Dein antifaschistischer Kampf bis heute nicht gewürdigt, im Gegenteil. Deine Opferrente als Verfolgte des Naziregimes wurde Dir aberkannt, weil Du nach wie vor zu Deinen kommunistischen Überzeugungen stehst.

Dein Wirken hat Spuren hinterlassen. Hunderten, ja Tausenden Schülerinnen und Schülern hast Du auf unzähligen Veranstaltungen deutlich gemacht, dass es wichtig ist und sich lohnt, für seine Überzeugungen einzustehen und zu kämpfen. Auch für uns bist Du ein Vorbild.

Die VVN-BdA in NRW hat Dich zu ihrer Ehrenvorsitzenden gewählt, der Förderverein der Mahn- und Gedenkstätte in Düsseldorf hat Dich zum Ehrenmitglied ernannt. Das hebt sich deutlich und gut ab vom Verhalten von CDU, SPD, Grünen und FDP, die entweder dagegen oder unentschieden waren als es darum ging, Dich zur Ehrenbürgerin der Landeshauptstadt Düsseldorf zu ernennen.

Wir danken Dir für Dein bewundernswertes unermüdliches Wirken, wir wünschen Dir von Herzen alles Gute und wir tun dies auch im Namen der Mitglieder unserer Partei DIE LINKE und im Namen vieler Menschen, die Du im Laufe Deines Lebens beeindruckt hast.

Herzliche, solidarische Grüße

Sahra Wagenknecht

Wolfgang Zimmermann

Jasper Prigge

Frank Laubenburg