Sahra Wagenknecht

Wagenknecht soll draußen bleiben

Die rechte "Rheinische Post"boykottiert Linke-Direktkandidatin. Artikel aus der taz vom 24.09.2009

24.09.2009
Pascal Beucker

Die Bundestagswahl stellt manche Zeitung vor besondere Herausforderungen. Die konservative Rheinische Post (RP) in Düsseldorf zum Beispiel. Denn ausgerechnet in der NRW-Landeshauptstadt hat die Linkspartei Sahra Wagenknecht aufgestellt. Nun gehört es zur üblichen Wahlberichterstattung einer Lokalzeitung, ihren Lesern die örtlichen Kandidaten ausführlicher vorzustellen. Aber ausgerechnet Wagenknecht? Das ging der RP dann doch zu weit. Nur wie lässt sich das begründen? Einfach zu erklären, die finden wir doof, geht ja nicht. Eine Lösung hätte sein können, nur die mit realistischer Chance aufs Direktmandat zu präsentieren. Dann wären allerdings neben der "Madonna des Neokommunismus" (Spiegel-Online) im Wahlkreis Düsseldorf-Süd auch noch die Kandidaten der Grünen und der FDP auf der Strecke geblieben. Kann man natürlich nicht machen. Ein ansonsten beliebtes Kriterium ist, ob die jeweilige Partei bei der vergangenen Wahl die Fünfprozenthürde übersprungen hat. Damit wäre man im konkreten Fall zwar die Kandidaten von der MLPD und der NPD losgeworden, aber leider immer noch nicht Wagenknecht. Denn 2005 holte die Linke in Düsseldorf-Süd 5,9 Prozent. Klappt also auch nicht. Doch dann hatte die RP-Redaktion endlich die geniale Idee: "Vor der Bundestagswahl am 27. September stellen wir Kandidaten in beiden Düsseldorfer Wahlkreisen vor, deren Parteien 2005 bei den Erststimmen mehr als fünf Prozent holten", teilte sie ihren Lesern mit. Grandiose Idee, schließlich reichte es 2005 für den Linken-Vertreter nur zu 4,9 Prozent! Gut, der von der FDP bekam auch nur 4,4 Prozent - aber es gibt ja noch den anderen Wahlkreis, und da kam die FDP knapp über 5 Prozent. Aufgabe perfekt gelöst: Alle werden vorgestellt - nur die böse Kommunistin nicht.