Sahra Wagenknecht

Sahra Wagenknecht wünscht sich einen neuen Wirtschaftskurs

Artikel erschienen in der Augsburger Allgemeinen Zeitung am 22.05.09

22.05.2009

Donauwörth (bih) - Sie gehört laut einer Umfrage zu den einhundert erotischten Frauen Deutschlands. Sie kann ohne Punkt und Komma sprechen und sie vermag damit die Menschen zu fesseln. Darüber ist sich Sahra Wagenknecht von der Linkspartei im Klaren. Als sie vor 150 Zuhörerinnen und Zuhörern in Donauwörth referiert, kokettiert sie da und dort ein wenig mit diesen Vorzügen.

Ihre Aussagen sind ansonsten aber klar: „Die Politik muss sich neu orientieren. Dazu ist eine wirtschaftliche Neuordnung notwendig.“ Ihr Thema beim vom Kreisverband der Linken ausgerichteten Abend im „Deutschmeister“: Die Finanz- und Wirtschaftskrise - und wie kann sie überwunden werden. Für Sahra Wagenknecht sind dazu notwendig, wie sie gleich mehrmals betont: „Umverteilung, Überwindung von Wirtschaftsmacht und Renditefixierung, ein gerechtes Wirtschaftssystem jenseits des Kapitalismus.“ Nur so werde es gelingen, eine solidarische, soziale und gerechte Gesellschaft zu schaffen - „mit sicheren Arbeitsplätzen und ohne Armut, Ausgrenzung und Not“.

Öffentliches Eigentum und Mitarbeiterbeteiligung

Die Politik müsse - so ihr Credo - nicht auf Profite für Reiche und Konzerne gezielt sein, sondern auf öffentliches Eigentum, Mitarbeiterbeteiligung und eine langfristige Sicherung von Arbeitsplätzen. Gleich mehrmals wird sie von Beifall unterbrochen, auch als sie zu erklären versucht, warum die Linke gegen den europäischen Lissabon-Vertrag votiere. Darin würden Lohn- und Sozialdumping festgeschrieben, „gleichzeitig wird der Druck auf die Arbeitslosen immer weiter verschärft“. Der Kampf für Mindestlöhne und bindende Sozialstandarts sei deshalb für sie ein zentrales Thema - „umso dringlicher in Krisenzeiten“.

Thesen und Theorien, die Sahra Wagenknecht in diesen Tagen landauf landab in größeren und kleineren Sälen aufstellt. Sie scheidet in wenigen Tagen aus dem europäischen Parlament aus und wird dann im Herbst in den Bundestag einziehen, abgesichert auf einem Listenplatz. Bei den Linken hat sie mit ihrem Auftritt in Donauwörth viele neue Anhänger gewonnen - und die konnten sie dann tags darauf in der Talkshow von Maybrit Illner bewundern, mit den gleichen Thesen und Theorien.

Aussagen übrigens, denen der Linken-Kreisvorsitzende Manfred Seel nicht nur einmal nickend zustimmte. Er hatte die 40-Jährige nach Donauwörth eingeladen. Mit einem Blumenstrauß dankte er fürs Kommen.