Sahra Wagenknecht

Die Linke nominiert Sahra Wagenknecht

Rheinische Post, 19. März 2009

19.03.2009
Denisa Richters

Düsseldorf (RP) Nein, shoppen sei sie noch nicht gewesen in Düsseldorf. "Die Königsallee wird sicherlich nicht meine Flaniermeile", sagt Sahra Wagenknecht. Und lacht. Die überzeugte Marxistin, Kopf der Kommunistischen Plattform der Linkspartei, und Luxuslabels? Diese Vorstellung amüsiert die 39-Jährige. Einem Hummer-Essen in Brüssel soll sie vor einiger Zeit nicht so abgeneigt gewesen sein. Gestern wurde sie dennoch mit großer Mehrheit von der Düsseldorfer Linken für die Bundestagswahl am 27. September nominiert: 56 von 66 Wahlberechtigten stimmten dafür, sie im Wahlkreis 108 im Süden der Stadt aufzustellen. Im Norden nominierte die Linkspartei ihren Parteichef Helmut Born mit 46 von 64 Stimmen.

In der Aula der Werner-von-Siemens-Schule im feinen Zooviertel drehte sich aber alles um Sarah Wagenknecht. Die "schöne Kommunistin", wie manche sie nennen, trägt an diesem Abend Schwarz, dazu korallenroten Schmuck. Sie ist braun gebrannt, hat das dunkle Haar streng hochgesteckt. "In Düsseldorf anzutreten, reizt mich besonders", sagt sie. Denn in kaum einer anderen Stadt prallten die Kontraste so aufeinander wie hier. "Auf der einen Seite die Profiteure des Booms, auf der anderen jene, die durch die Krise ihre Arbeit verloren haben und wahrscheinlich direkt in Hartz IV rutschen." Dass ihr wenige Wochen zuvor bei der Linkspartei in Essen massiver Widerstand entgegen geschlagen war, sagt Wagenknecht nicht.

Vorgeschlagen wird sie von Parteichefin Zeynep Dere, die sich selbst gerne um ein Mandat für Berlin beworben hätte. "Kapitalismus löst all die Versprechen, all die Lügen nicht ein", ruft Wagenknecht, die den Kapitalismus schon immer verteufelt hat. Sie wettert gegen die Pläne der Regierung, sich an Banken zu beteiligen. Eine Kommunistin, die gegen Verstaatlichung ist? "Ja, gegen Verstaatlichung der Verluste." Wagenknecht kritisiert die "Verlogenheit der Agenda-2010-Politik" und ist damit auch bei ihrem wichtigsten Thema für den Wahlkampf. Denn Karin Kortmann, die im selben Wahlkreis wie sie für die SPD antritt, stehe genau für diese Politik, für "Mainstream-SPD". Die Anwesenden klatschen. "Wunderbar", murmelt eine Frau. Danach sind Nachfragen erlaubt. Wie sie es als Kommunistin finde, dass die Düsseldorfer Linke sehr stark antikommunistisch sei, will ein Mitglied "im Namen der unterdrückten Partei-Opposition" wissen. Antikommunistisch und sie aufzustellen, wäre ein Widerspruch in sich, sagt Wagenknecht und verspricht, sich gegen Ausgrenzung einzusetzen. Ob sie auch, wie es hier üblich sei, 50 Prozent ihrer Bezüge an den Kreisverband Düsseldorf abführen werde, fragt ein anderes Mitglied. "Ich habe immer nach dem Statut gespendet", sagt sie. "Über Modalitäten reden wir, wenn ich im Bundestag bin."