Sahra Wagenknecht

“Unsere Partei darf nicht von Spinnern gekapert werden“

Interview mit Sahra Wagenknecht in der Berliner Zeitung vom 29.10.2023

29.10.2023

Wagenknecht gründet eine eigene Partei. Hier spricht sie über den gescheiterten Plan zur Rettung der Linken, ostdeutsches Gespür für Bevormundung und darüber, was konservativ ist.

Heute bezeichnen Sie sich als „linkskonservativ“. Wann sind Sie konservativ geworden?

Das war ich in bestimmten Fragen schon lange. Auch wenn ich den Begriff nicht verwendet habe. Die Frage ist, was konservativ heißt.

Was heißt konservativ für Sie?

Also, die Macht- und Verteilungsverhältnisse will ich nicht konservieren. Aber es gibt viele Dinge, die es wert sind, erhalten zu bleiben. Jedes Land wird von einer bestimmten Kultur geprägt, die für die große Mehrheit der Menschen identitätsstiftend ist. Es gibt gemeinsame Werte. Wenn die zerfallen, funktioniert vieles nicht mehr. Aktuell muss es aber auch darum gehen, das deutsche Wohlstandsmodell mit seiner hohen industriellen Wertschöpfung zu erhalten. Und wenn wir weiter hinnehmen, dass unsere Energiepreise sehr viel höher sind als die der meisten anderen Länder, wenn wir weiter ein Bildungssystem haben, das Kindern aus armen Verhältnissen wenig Chancen gibt und die nötigen Fachkräfte nicht ausbildet, wenn wir weiter unsere Infrastruktur verfallen lassen, dann wird unser Land absteigen. Dann werden wir in absehbarer Zeit kein führendes Industrieland mehr sein.

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