Sahra Wagenknecht

"Wir werden ärmer werden", sagt Habeck - und verschweigt, wer den großen Reibach macht

Weitergedacht - Die Wagenknecht-Kolumne auf focus.de, erschienen am 28.04.22

28.04.2022
Sahra Wagenknecht

Die Bevölkerung leidet unter den rasant steigenden Preisen und die Bundesregierung gibt sich machtlos. Dabei sind wichtige Inflationsursachen hausgemacht. Wir brauchen dringend eine klügere Politik, die unserem Land nützt, statt ihm zu schaden.

Alles wird immer teurer. So schnell, wie schon lange nicht mehr. Die Inflation ist auf ein 40-Jahreshoch gestiegen, im Schnitt legten die Preise im März um 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Haushaltsenergie und Kraftstoffe kosteten sogar knapp 40 Prozent mehr. Und auch die Lebensmittelpreise gehen steil nach oben.

Nicht nur für Geringverdiener und Bezieher von Sozialleistungen, auch für Familien aus der Mittelschicht ist der tägliche Einkauf, das Auftanken des Autos und die Begleichung von Strom-, Gas- oder Heizölrechnungen längst zur Herausforderung geworden. Wer seinen gewohnten Lebensstandard beibehalten kann, gehört zur privilegierten Minderheit. Alle anderen schränken sich notgedrungen ein, verzichten auf Verzichtbares, drehen die Heizung herunter oder gehen an ihre Ersparnisse. Im schlechteren Fall häufen sich Schulden und unbezahlte Rechnungen.

Besserung ist nicht in Sicht. Gerade hat die Bundesregierung ihre Wachstumsprognose gesenkt und ihre Inflationserwartungen für 2022 auf 6,1 Prozent erhöht. Dass die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte seit rund einem Jahr stetig steigen und die Teuerung hier bei mittlerweile über 30 Prozent liegt, lässt ahnen, dass die Inflation so schnell nicht wieder verschwinden wird. Selbst die EZB, die den Preisanstieg noch vor wenigen Monaten stoisch als „vorübergehendes Phänomen“ kleinredete, hat sich mittlerweile von dieser Sicht verabschiedet.

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