„Der Sozialstaat wurde zerstört“

Interview mit Sahra Wagenknecht, erschienen im Tagesspiegel am 30.04.2020

30.04.2020

Ein Interview von Armin Lehmann 

Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht fordert mehr Solidarität und Schutz für Bürger, den Umbau der Wirtschaft und das Ende der Renditelogik.

Sahra Wagenknecht,der wirtschaftliche Lockdown soll auch Leben retten - verbieten sich deshalb radikale Forderungen zum Tag der Arbeit?
Gerade die aktuelle Krise lehrt uns, dass wir nicht weitermachen dürfen wie zuvor. Es gab so viele Fehlentwicklungen, die sich jetzt rächen.

Welche konkret?
Das auf Rendite getrimmte Gesundheitswesen etwa. In den Krankenhäusern ist der Personalnotstand seit Jahren Alltag. Oder mangelnde Risikovorsorge. Wie kann es sein, dass die Bundesregierung bis heute nicht in der Lage ist, ausreichend Masken und Schutzkleidung zur Verfügung zu stellen.

Ist es richtig, dass nirgendwo wie sonst üblich groß protestiert werden darf?
Ich finde es nachvollziehbar, dass große Kundgebungen derzeit nicht möglich sind. Aber die klassischen Forderungen zum „Tag der Arbeit“ sind aktuell wie nie.

Was ist aus Ihrer Sicht die dringlichste Forderung zum 1. Mai?
Solidarität! Es ist schon erstaunlich, welche verbale Begeisterung für den Wert der Solidarität in der Bundesregierung seit kurzem ausgebrochen ist. Genau diese Parteien waren es doch, die im Verbund mit FDP und Grünen die Systeme der institutionalisierten Solidarität in unserem Land abgebaut und zerstört haben.

Zum Interview[1]

Links:

  1. https://www.tagesspiegel.de/politik/sahra-wagenknecht-zum-tag-der-arbeit-der-sozialstaat-wurde-zerstoert/25786578.html