Sahra Wagenknecht

"Die SPD ist zu feige"

Interview mit Sahra Wagenknecht, erschienen in der Märkischen Oderzeitung am 19.02.2016

19.02.2016

Frau Wagenknecht, die Bombardements in Syrien gehen weiter. Ist der Versuch, einen Friedensprozess einzuleiten, schon wieder gescheitert?

Nein, es muss eine diplomatische Lösung geben, deswegen muss dieser Weg weiter gegangen werden. Alle Beteiligten sollten verstehen, dass sich dieser Konflikt nicht militärisch lösen lässt. Es ist ein furchtbares Verbrechen von allen Seiten, wie die Rechte der Zivilbevölkerung missachtet werden. Frauen und Kinder sterben, Tausende werden in die Flucht getrieben. Es muss deshalb stärkeren internationalen Druck geben, jetzt in Friedensverhandlungen einzutreten.

Von außen drängt sich der Eindruck auf, dass nur Assad und Putin eine Strategie haben, nämlich die Macht des herrschenden Präsidenten abzusichern. Erkennen Sie auf westlicher Seite irgendeine Strategie?

Das Problem ist, dass der Westen immer behauptet hat, er wolle in Syrien den Islamischen Staat bekämpfen. In Wahrheit mischt sich gerade der NATO-Staat Türkei massiv ein, um islamistische Terrororganisationen wie die Al-Nusra-Front, die nicht besser ist als der IS, im Kampf gegen kurdische Verbände zu unterstützen. Die Kurden sind die tapfersten Kämpfer gegen den IS, also muss sich der Westen die Frage stellen lassen: Was will er eigentlich in Syrien erreichen? Soll in erster Linie Assad gestürzt werden? Ich habe keine Sympathien für Assad, aber wir sollten die Erfahrungen im Irak und in Libyen nicht vergessen: da wurden Diktatoren gestürzt unter dem großen Label Demokratie und Freiheit, aber am Ende sind beide Länder in Anarchie und Chaos versunken und wurden zur Beute islamistischer Verbrecherbanden.

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