Sahra Wagenknecht

»Schwarze Null ist eine Nebelkerze«

Interview mit Sahra Wagenknecht erschienen auf linksfraktion.de am 21.10.2014

21.10.2014

Sahra Wagenknecht, 1. Stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag, im Interview der Woche über die Folgen des Konjunktureinbruchs in Deutschland, Sinn und Unsinn der Debatte um die "schwarze Null", Besteuerung der Superreichen und die Frage, wie sich die Wirtschaft in Deutschland und Europa wiederbeleben lässt

Trübe Aussichten für die deutsche Wirtschaft. Die Bundesregierung hat in der vergangenen Woche ihre Wachstumsprognose nach unten korrigieren müssen. Aus 1,8 Prozent Wachstum 2014 sind 1,2 Prozent geworden. Von den prognostizierten 2,0 Prozent im Jahr 2015 bleiben noch 1,3 Prozent. Welche Folgen könnte das für Jobs und Löhne in Deutschland haben?

Sahra Wagenknecht: Selbst die nach unten korrigierten Zahlen verschleiern, dass wir uns aktuell am Rande einer Rezession befinden. Der Grund ist, dass in der Prognose für das Gesamtjahr das relativ hohe Wachstum aus dem ersten Quartal 2014 enthalten ist. Seit dem Frühjahr sinkt oder stagniert die Wirtschaftsleistung aber nur noch. Da besteht natürlich die Gefahr, dass Jobs abgebaut werden. Hinzu kommt, dass deutsche Unternehmen unverändert ihre Produktion in Länder verlagern, deren Löhne sich noch schlechter als die deutschen entwickelt haben. Zum Beispiel will Daimler den Sprinter zukünftig in den USA produzieren. Dabei geht es allein um 1.800 Arbeitsplätze. Ein Vetorecht von Belegschaft oder Betriebsräten bei Betriebsverlagerungen könnte das aufhalten, aber den Mumm zu solchen Initiativen hat bekanntlich auch die SPD nicht.

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