Sahra Wagenknecht

Bücher zur Krise

Auszug aus einer Rezension der FAZ vom 29.12.2008

30.12.2008

29. Dezember 2008
Wie schnell sich die Zeiten ändern: Standen noch vor zwölf Monaten Bücher zur langfristigen Entwicklung des Kapitalismus im Mittelpunkt des Jahresrückblicks 2007, so wird das Jahr 2008 auch in der Wirtschaftsliteratur von der Finanz- und Wirtschaftskrise geprägt. Mindestens ein Dutzend Bücher befinden sich hierzu alleine in deutscher Sprache auf dem Markt.
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Unerwartetes bietet Sahra Wagenknecht. Die PDS-Ikone lässt zwar gelegentlich Marx auftreten und kann sich auch den einen oder anderen verbalen Ausfall nicht ersparen ("Als Bush und sein Vize Cheney sich 1999 in den USA an die Macht geputscht hatten . . ."), insgesamt hat sie aber kein politisches, sondern ein ökonomisches Buch geschrieben, Wagenknecht erklärt im Detail Strategien von Hedge-Fonds oder die Bedeutung der früheren Euromärkte in London für die deutsche Geldpolitik, und selbstverständlich kennt sie sich auch in der Geschichte der großen Finanzkrisen aus. Ihr Fachwissen ist durchaus beeindruckend, geht aber zu Lasten des Leseflusses. In politischer Hinsicht fordert sie - wenig erstaunlich und wenig überzeugend - die Verstaatlichung von Schlüsselindustrien, zu denen sie auch das Finanzgewerbe zählt.
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