Sahra Wagenknecht

Mettmann: Presseposse im Sommerloch

Erklärung von Sahra Wagenknecht vom 10.08.2008

10.08.2008

Es geht zu wie im absurden Theater. Für diejenigen, die sich über die Abfolge seltsamer Pressemeldungen im Kontext meiner angeblich angekündigten Kandidatur für ein Direktmandat im Wahlkreis Mettmann gewundert haben, sei der tatsächliche Hergang kurz erläutert:

Einige Mitglieder des Kreisverbandes Mettmann hatten offenbar die Idee, dass eine Kandidatur von mir in ihrem Wahlkreis Sinn machen könnte, da sich vor Ort unter anderem Finanzminister Steinbrück um ein Direktmandat bewirbt. Um herauszufinden, ob diese Idee auch von anderen Kreisverbandsmitgliedern für gut befunden wird, schrieben sie einen Antrag an die Kreismitgliederversammlung, den sie ungeschickterweise allerdings nicht nur an die anderen Mitglieder, sondern gleich auch an die Presse versandten. Mehrere Zeitungen riefen daraufhin bei mir an und erkundigten sich, was es mit meiner möglichen Kandidatur in Mettmann auf sich habe. Ich teilte ihnen mit, dass ich von dem Vorhaben selbst erst wenige Tage zuvor erfahren hatte, dass die direkte Konfrontation mit dem Agenda-2010-Mann Steinbrück natürlich eine interessante Konstellation wäre, dass ich es aber für völlig verfrüht halte, zum gegenwärtigen Zeitpunkt über einen Direktwahlkreis zu entscheiden, und dass ich diese Entscheidung – über das Ob und das Wo – zu gegebener Zeit in Abstimmung mit dem Landesverband und dem Landesvorstand treffen werde.

Diese Aussagen wurden mehr oder weniger korrekt zitiert. Eine Zeitung, mit der ich gar nicht gesprochen hatte, bastelte unterdessen eine Agenturmeldung, die aus der Idee einiger Kreisverbandsmitglieder aus Mettmann eine entschiedene Tatsache machte: Die Ankündigung, ich würde bei der Bundestagswahl im Direktwahlkreis Mettmann gegen Steinbrück antreten, wurde daraufhin von nicht wenigen Tageszeitungen als Neuigkeit vermeldet.

Dann begann des absurden Dramas zweiter Akt. Die „Rheinische Post" verbannte einen ihrer Lokalredakteur zu einer Wochenend-Sonderschicht und dieser rief augenscheinlich jedes Mitglied des Kreisverbandes Mettmann persönlich an. Bei dieser Art Recherche traf er auf ein Mitglied, das die Idee meiner möglichen Kandidatur ausgesprochen mißbilligte und seiner Meinung in drastischen Worten Ausdruck verlieh. Aus dieser Meinungsäußerung bastelte die „Rheinische Post" erneut eine Agenturmeldung. Überschrift: „Linkspartei in Mettmann lehnt Kandidatur von Sahra Wagenknecht ab". Um die Sache rund zu machen, schaltete sich jetzt auch noch der Pressesprecher des Landesvorstandes ein, der „bestätigte", der Ortsverband sei von mir nicht konsultiert worden und im übrigen hätte ich mich doch erst mal mit dem Landesverband abstimmen sollen, ehe ich meine Kandidatur in Mettmann an die Presse gebe.

Fassen wir zusammen: Zunächst wurde aus dem Vorschlag einiger LINKE-Mitglieder aus Mettmann eine entschiedene Tatsache. Dann wurde aus dieser Tatsache meine Idee. Und dann wurde gemeldet, dass diese „meine Idee" bei der Basis in Mettmann auf Ablehnung stoße und ich außerdem den Landesverband nicht in Kenntnis gesetzt hätte. Kafkaesker kann eine Presseinszenierung kaum sein. Ich halte daher noch einmal fest: Ich habe weder eine Direktkandidatur angekündigt, noch über eine entschieden, noch auch nur eine Idee entwickelt, und ich werde mich zu diesem ganzen Vorgang fürs erste auch nicht mehr äußern.