Sahra Wagenknecht

Der Kompromisslose

Artikel von Sahra Wagenknecht, erschienen auf FAZ online am 17.05.2014

19.05.2014

Ludwig Erhard wollte Wohlstand für alle. Zu viel wirtschaftliche Macht hielt er für gefährlich. Banken hätte er nicht mit Milliarden gerettet.

s gibt kaum Bücher aus den Fünfzigern, die sich noch heute so gut verkaufen wie Ludwig Erhards Bestseller „Wohlstand für alle". CDU wie CSU sehen sich in der Tradition des profilierten Wirtschaftsministers und Altkanzlers, und auch die FDP weist dem Zigarre rauchenden Ordnungspolitiker einen Platz in ihrer Ahnengalerie zu. Seit 2007 schmückt eine Ludwig-Erhard-Büste das Wirtschaftsministerium, und selbst Sigmar Gabriel nutzte eine seiner ersten Bundestagsreden im neuen Amt, um sich als Schüler des Meisters zu präsentieren.

Ludwig Erhard kann sich gegen all die Erbschleicherei nicht mehr wehren. „Ich denke, es wird ihm hier gefallen", meinte der Chef der Erhard-Stiftung bei Aufstellung der Büste im Wirtschaftsministerium. Ich halte das für überaus zweifelhaft. Und zwar nicht erst, seit der Hausherr Sigmar Gabriel heißt. Ludwig Erhard gilt als Architekt des Wirtschaftswunders, als kompromissloser Vertreter einer an den Thesen der Freiburger Schule orientierten Wirtschaftspolitik.

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