"Die Krise ist schon da" - Sahra Wagenknecht und Edgar Most diskutierten bei ND im Club

Artikel erschienen im Neuen Deutschland am 01.07.2011

01.07.2011

Berlin (ND). Der eine war viele Jahre Banker, zuerst bei der Staatsbank der DDR, nach der deutschen Einheit bei der Deutschen Bank. Die andere ist eine ausgewiesene Kritikerin des Kapitalismus und Vizechefin der LINKEN. Bei der Diskussionsveranstaltung mit Edgar Most und Sahra Wagenknecht war der Münzenbergsaal im ND-Verlagsgebäude brechend voll.

Scharfe Kritik übten Most und Wagenknecht am Umgang der Bundesregierung mit der Wirtschaftskrise. »Die nächste Krise ist schon da«, sagte Wagenknecht. Dies sei eine Konsequenz aus der jüngsten Finanzkrise, denn deren Ursachen seien nicht angegangen worden. Vor allem in der Finanzwirtschaft sieht Wagenknecht Mechanismen, die wesentlich zur Krisenanfälligkeit des Kapitalismus beitragen. »Die Banken verfolgen Renditeinteressen, doch das ist volkswirtschaftlich schädlich«, bilanzierte sie. Um diesem Treiben Einhalt zu gebieten, forderte Wagenknecht die Übernahme der Banken durch die öffentliche Hand.

Most kritisierte die staatlichen Bankenrettungen. »Die Staatsschulden haben sich enorm erhöht. Ohne das Eingreifen des Staates hätten wir jetzt eine neue und berechenbare Bankenlandschaft in Deutschland.« Neben diesem Prozess der Marktbereinigung sprach sich der Banker für eine staatliche Kontrolle der Finanzmärkte aus.

Dass die Krise noch längst nicht ausgestanden ist, zeigt auch die derzeitige Eurokrise. Sahra Wagenknecht warnte, dass Linke jetzt nicht zuversichtlich abwarten dürften, dass sich der Kapitalismus selbst abschaffe. »Die Wirtschaftskrise muss nicht unbedingt das Ende des Kapitalismus bedeuten«, gab Wagenknecht zu bedenken. Durch den jetzigen Zustand ergäben sich nämlich auch Gefahren für die Demokratie. Dies könne schon bald Griechenland betreffen, wenn das Land auch wegen der hohen Zinsen, die es zurückzahlen müsse, zahlungsunfähig werde.